Als ich heute morgen vom Campingplatz zur Hauptstraße komme, wird es mir leicht gemacht: linksrum;-)
Heute war Flachetappe angesagt. Nach dem Start fahre ich an unendlich vielen Feldern vorbei, überall wird geerntet und aus den Feldwegen schießen die Traktoren und Vespacars (auch Ape’s genannt), die das Erntegut abtransportieren.
Am Straßenrand wird total viel geerntet: Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln und Salat…Schneckenbefall am Feigenbaum – der italienische Bauer freut sich darüber bestimmt nicht
Ich komme wieder gut voran, lasse es heute aber etwas langsamer angehen. Ich durchfahre mehrere Kleinstädte an der Küste und mache hier und da ein Stop.
Es ist unglaublich, wieviele Tierkadaver am Straßenrand liegen – diese Schlange hat’s auch nicht geschafft
Zwischendurch stelle ich fest, dass ich die 2000er Marke durchbrochen habe – keine 800 km mehr bis Syrakus!
Die 2000 km sind durch, das Ziel rückt in greifbare NäheZwischendurch überrascht mich ein Regenschauer. In Molfetta finde ich einen Unterstand.
Heute komme ich bis zur Ortschaft Giovinazzo. Ich sitze noch vorm Zelt und bin beim Bilder bearbeiten, als zur Primetime ein kleines Gewitterstürmchen aufzieht. Das Zelt rattert und knattert, aber scheint zu halten – mal sehen, wie’s morgen früh hier aussieht…
Giovinazzo kurz vor Sonnenuntergang – hier wird’s heut noch richtig windig…
Die Etappe morgen nach Alberobello hat zwar nur 75 Kilometer, dafür aber fast 600 Höhenmeter, ich bin gespannt…
P.S.: Ein Motiv ist mir heute entgangen: Drei Leute auf ner Vespa, alle unbehelmt, aber dafür mit Kinderwagen(!)
Ich wußte, ich habe irgendetwas vermisst letzte Nacht: die Bahn ist weg! Ich weiß zwar nicht, wo sie ist, aber sie ist weg…:-) Da es hier so schön ist und es eigentlich alles gibt, was ich brauche, beschließe ich, einen Tag zu bleiben.
Heute hat das Bike Schontag, ich rolle nur in die nächste Ortschaft und zurück
Vormittags habe ich die Kassette am Fahrrad gereinigt und festgezogen – die Ritzel waren total locker, was ich bei bestimmten Gängen beim Fahren schon gemerkt hatte. Nun läuft alles wieder rund.
Nachmittags fahre ich nach Manfredonia und schaue mir die Stadt und den Hafen an. Es gibt das alte „Castello di Manfredonia“, das aus bestimmten Winkeln aussieht, wie unsere Spandauer Zitadelle.
Der alte Hafen von Manfredonia mit dem Leuchtturm im Hintergrund…Castello di ManfredoniaDie Altstadt hat nette Gässchen und immer wieder erspäht man das Meer
Als ich zurückkomme, hüpfe ich noch kurz ins warme Meer.
Die Tourenplanung für die nächsten Tage steht: In zwei kleineren Etappen möchte ich übermorgen Alberobello erreichen, von dort aus steuere ich den Golf von Tarent an und ab dann wird mein Kurs vorwiegend in südwestliche Richtung verlaufen.
Hier gibt’s übrigens auch eine Katzenfamilie auf dem Campingplatz
Ich hoffe, das tendenziell alles so bleibt, wie es ist. Die Geschwindigkeit, mit der ich vorankomme, ist höher als ich dachte, das Wetter spielt mit und einen Schlafplatz finde ich eigentlich auch immer. Die fahrerisch schwierigsten Etappen, die mir noch bevorstehen, dürften mich in 4-5 Tagen in Kalabrien erwarten.
Nach dem Start geht’s erstmal eine Weile flach über die ss16. Nach 25 Kilometern treffe ich Barbara und Kurt aus der Schweiz. Sie fahren von Venedig nach Ostuni und wollen versuchen, von Bari eine Fähre zurück nach Venedig zu nehmen. Sollte doch kein Problem sein, meine ich, aber Barbara hat ein E-Bike und diese sind aufgrund der Explosionsgefahr ihrer Akkus auf Schiffen oft nicht gern gesehen, erzählen sie mir…Viel Glück Euch beiden!
Kurt und Barbara aus der Schweiz
Das Schweizer Paar nimmt die Küstenroute um die Gargano Halbinsel herum, ich hingegen kürze ab und fahre auf der Hinterlandseite Richtung Manfredonia.
Schlechter Straßenbelag und ständiger Gegenwind läßt die Etappe für mich nicht zum Vergnügen werden – in Apricena lade ich noch mal alle Vorräte auf und lasse mich auf eine nicht besonders abwechslungsreiche Fahrt übers Land ein.
Ich liebe diese kleinen Supermärkte auf dem Land: schnelles Einkaufen für wenig GeldIn Apricena hat man sogar die Straßen für mich geschmückt – ist leider nicht ganz fertig geworden, ich war wohl zu schnell;-)
Ich durchfahre eine Gegend voller Steinbrüche, meine Reifen werden ganz weiss und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich komplett einstaube…
Gut, dass ich genug Wasser mitgenommen habe..
Ein Steinbruch nach dem anderen…
Zum Glück knapp verfehlt: diese dicke Raupe Nimmersatt kreuzt meinen WegWer hat denn da wieder gekokelt..?
Gegen 16:00 Uhr erreiche ich wieder die Adria und meinen Campingplatz, der direkt am Wasser liegt und nachdem ich angekommen bin, nehme ich gleich ein Bad im Meer zum Abkühlen…
So, irgendjemand wollte doch ein Beweisfoto…:-)Blick vom Zeltplatzstrand nach Norden. Gut zu sehen ist die Ortschaft Manfredonia mit dem Gebirgszug des Gargano dahinter…
Um mich herum stehen die Campingmobile und von irgendwo kommt der Geruch von gebratenem Speck herangeweht, während ich hier mit Oliven und Weißbrot sitze – wirklich gemein…
Na, ich schau mal, was das Campingplatz Restaurant zu bieten hat, vielleicht gibt’s ja ne Pasta!
Kurz nach dem Start heute morgen der Blick ins Hinterland – unglaublich, schneebedeckte Berge habe ich zuletzt in den Alpen gesehen…
Heute morgen ging’s vom Campingplatz direkt weiter Richtung Südosten, kurz darauf kam ich wieder auf die ss16, die sich aber nach einiger Zeit vom Wasser entfernte und immer hügeliger wurde. Ganz so flach, wie in den letzten Tagen, geht es hier glaube ich nicht weiter, aber so hat man wenigstens ein wenig Abwechslung:-) Dafür gab es aber fast die ganze Etappe einen traumhaften Straßenbelag!
In den Küstendörfchen lege ich immer mal wieder eine Rast ein. Hier der Blick auf Marina di San Vito.
Schon bei der Abfahrt spähe ich die Pausenmöglichkeiten aus
Der Höhepunkt des Tages war aber zweifellos die Ortschaft Termoli. Italien, wie man es sich vorstellt: tolle Altstadt, verwinkelte Gassen und das alles nahezu autofrei!
Nordansicht der ins Meer ragenden Altstadt von TermoliDas Altstadtviertel „Borgo Vecchio“ mit seinen verwinkelten StraßenBlick von der Altstadt von Termoli Richtung Norden
Von drei Campingplätzen, die für heute nacht in Frage kommen, sind zwei geschlossen – also entscheide ich mich für den dritten. Außer mir gibt es noch zwei andere Gäste und jede Menge Katzen und Hunde, die mir beim Abendessen von allen Seiten zuschauen und die Gelegenheit nutzen, mein Vorzelt nach Essbarem zu durchsuchen, während ich den Müll wegbringe…
Hmm, ich weiß nicht…Italien braucht glaube ich mal wieder ne kräftige FinanzspritzeAuf der Suche nach dem Campingplatz sehe ich, dass meine geliebte Bahnlinie auch nicht weit weg ist, dann kann ich wenigstens beruhigt schlafen;-)
Kleines Schattenspiel am Morgen nach dem Aufstehen…
Heute war hier den ganzen Tag das typische Adria-Frühjahrswetter: sonnig und 25 Grad! Die Etappe plätscherte so vor sich hin, größtenteils bin ich auf der ss16 gefahren, die leider nicht direkt am Wasser entlangführt, sondern immer ein paar hundert Meter entfernt. Zwischen Straße und Strand ist meistens die Bahnlinie. Heute waren keine größeren Steigungen, so dass ich wieder einen relativ hohen Schnitt fahren konnte.
Wofür so eine spiegelnde Scheibe alles gut sein kann…
In den Städten muss man immer super konzentriert fahren, das glaubt man gar nicht (ist doch nur Fahrradfahren), aber der Fahrstil der italienischen Autofahrer ist wirklich gewöhnungsbedürftig und bedarf erhöhter Aufmerksamkeit. Jeder fährt wie er will, hält wo er will und der Blinker ist definitiv auch nicht von den Italienern erfunden worden. Träumen ist nicht, es könnte der letzte sein;-) Ich würde in solchen Situationen gerne die Cam rausholen und Bilder machen, aber das ist wirklich unmöglich!
Ich durchfahre die Stadt Pescara, aber hier gibt es offenbar weniger zu entdecken als ich dachte…
Die italienische Tricolore in den Straßen von Pescara
Als ich nach Pescara an der Standpromenade entlangfahre, merke ich wieder, dass hier die Saison noch gar nicht begonnen hat. Überall herrscht Leere und steht verwaistes Strandspielzeug für Kinder herum, komische Atmosphäre, doch die adriatische Sonne taucht alles in plakative Farben.
Tolle Farben – keine Menschen: an der Adria ist TotentanzDie Kinderschaukeln hängen träge herum
Das Bilderbuch-Italien sieht wohl anders aus. Auch Restaurants, Campingplätze und Hotels sind zum Teil noch gar nicht geöffnet..
Hmm, wohnt hier jemand oder nicht – krasse Stimmung, aber ich denke, in zwei Monaten sieht’s hier anders ausStrandpromendade in der Nähe von meinem Campingplatz
Ich komme heute bis ca. 10 km südlich von Pescara.
Der Tag begann unerwarteterweise mit total zugezogenem Himmel und es fing gerade an zu regnen, als ich mein Zelt zusammenpackte. Schnell noch einen Kaffee von den netten Nachbarn aus Bottrop spendiert bekommen (danach hat deren Kaffeemaschine ihren Geist aufgegeben – sollte ich das einzige Heißgetränk an diesem Tag bekommen haben, sei hier nochmals doppelt gedankt) und zwei Schokocroissants gefrühstückt. Um 9:00 Uhr habe ich mich dann erstmal Richtung Ancona aufgemacht, das sind ca. 50km, vor allem schnell weg vom Regen. Meistens bin ich wieder zu Gast auf der geliebten ss16, hier ist aber zum Glück nicht mehr so starker Verkehr wie auf den vergangenen Etappen.
Immer am Wasser entlang Richtung Süden – so habe ich mir das vorgestelltOffensichtlich scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein…Rastplatz unter Palmen
Ansonsten rollt es: keine Berge, kein Wind – bis Ancona. Dort führt die Route durchs Hinterland, weil die Adria hier nämlich ihre einzige Erhebung zwischen Venedig und dem Gargano hat.
Südlich von Ancona erhebt sich der 572 m hohe Monte Conero und bildet eine Steilküste mit vielen kleinen Buchten, die für die Adria einzigartig ist.
Der Grund für die Exkursion ins Hinterland: die einzige Steilküste der AdriaDass es hier nochmal so bergig zur Sache geht, hatte ich nicht erwartet. Zum Teil hatte ich den Eindruck, ich sei in der ToskanaDie schönsten Dörfer Italiens liegen immer ganz oben;-)
Die Straßen schrauben sich höher und höher, und ich werde für zwei Stunden unfreiwilligerweise zur Rampensau, obwohl mir heute gar nicht danach ist…
Nach der Exkursion in die Bergwelt von Ancona komme ich irgendwann wieder ans Meer und ab hier habe ich das Gefühl, mich schiebt jemand an. Mit geschmeidigen 30-35 Sachen spulten sich die Kilometer wie von selber ab!
Geliebte ss16 mit der allgegenwärtigen Bahnlinie danebenManche Orte kommen mir nahezu biblisch vor
Ach so, mein ständiger Begleiter ist nicht nur die ss16, sondern auch die Bahnlinie, an der ich die letzten Nächte schon campiert habe. Sie scheint die die ganze Küste entlangzuführen. Also ist heute wieder Einschlafen mit den schönsten Bahnsounds Italiens angesagt..!
Verlässlich im 20-Minuten Takt: die EisenbahnKennt jeder Radfahrer: das Gratis-Wadentattoo mit echter Ölfarbe
Heute gibt’s einen Tag Pause. Wäsche waschen, Wunden lecken, Technik warten…Außerdem bin ich nachmittags zurück in den Ort Fano gefahren, habe mir den Hafen und die Altstadt angeschaut und eine Kleinigkeit gegessen.
Dinge, für die man sonst kaum Zeit hat: Wäsche waschenOhne Wartung läuft nichts: Technikcheck am Ruhetag
Erstaunlicherweise habe ich heute morgen bemerkt, dass ich an meinem Ruhetag den ersten Plattfuß habe, na ja, lieber heute als morgen!
Im Hafen von FanoDie Altstadt von FanoWer kennt sie noch, die alten, schwarzen, italienischen Nummernschilder..?
Unweit des Campingplatzes befindet sich übrigens ein Flughafen, von dem laufend kleine Kunstmaschinen im Formationsflug aufsteigen – ein unterhaltsames Nachmittagsprogramm, was einen schönen Kontrast zu den immer wieder vorbeirasenden Zügen bietet:-)
Ein paar Strandsteine habe ich heute noch gesammelt als Mitbringsel für gute Freunde und Deko für’s Badezimmer;-)
Knaller Etappe – ich bin an der italienischen Adria angekommen.
Das Fahren hier ist etwas ganz anderes. Eigentlich ist es eine Art Cruisen…man fährt die Strandpromenaden entlang – und das nicht zu schnell, schaut und wird irgendwie auch beschaut… – und es gibt wirklich viel zu schauen, daher merkt man auch gar nicht, wie man die Kilometer abspult…
Nach einer halben Stunde Fahrt der erste Kontakt mit dem MeerMülltrennung können die Italiener inzwischen auch!Die Promenade in RiminiBloß das Fingerspitzengefühl nicht verlieren…
Und das schönste ist, meine neue Freundin, die ss16, habe ich heute nur ganz selten gesehen. Es führen wirklich noch genug Straßen in Küstennähe entlang, die attraktiver sind. Ich hoffe, das bleibt noch ein Weile so…
Selfie in voller Fahrt…Und dann bekomme ich etwas, was ich lange nicht hatte: in Rimini gibt’s wieder richtige Radwege…
Zwischendurch galt es nochmal einen kleien Hügel zu erklimmen, damit man aus dem Bergtritt nich rauskommt. Italienische Rennradfahrer, die mich überholen, fragen neugierig, wo ich herkomme und wo ich hin will.
Nach einer Kaffepause komme ich schließlich nach Pesaro, dort halte ich mal die Füßchen ins Wasser und genieße die Kühlung!
Erster Kontakt mit der Adriatischen See: in Pesaro gibt’s ne Abkühlung…Mein Bike in Pesaro am Strand…
Das Wetter heute: 25 Grad und blauer Himmel, gefühlt kein Wind! Bleiben da Wünsche offen?
Insgesamt eine traumhafte Etappe bis nach Fano, hier habe ich einen Campingplatz gefunden, der direkt am Meer liegt, allerdings auch direkt an einer Bahnstrecke, die auch nachts bedient wird – na mal sehen, ich hoffe, ich komme zu meinem Schlaf…
Spaghetti Vongole zum AbendessenSonnenuntergang über der Adria
Die Altstadt von Ferrara muss ich mir natürlich am Morgen noch ansehen
Eine ähnliche Etappe wie gestern. Erst fahre ich durch die Altstadt von Ferrara (mein Navi lotst mich übrigens mitten über einen Wochenmarkt), dann mache noch eine gute Bäckerei ausfindig, wo ich mich mit Süßem und Herzhaftem eindecke und danach geht es raus auf’s Land in Richtung Adria.
Flaches italienisches Land – die heutige Etappe glich sehr der gestrigen
Die Landstraße, die mich ab hier für lange Zeit begleiten wird, heißt ss16 (strada statale = Staatsstraße). Auf ihr fährt es sich besser, als auf manch anderen Landstraßen, allerdings ist das Verkehrsaufkommen doch immens und ich frage mich, ob das die ganze Zeit auf der Ostseite von Italien so bleiben soll. Zwischendurch bringt mich das Navi auf kleine parallel verlaufende Dorfstrassen, aber der Straßenbelag ist dort so schlecht, dass ich freiwillig wieder auf die ss16 zurückkehre. Tja, die Zeit der schönen Radfahrwege á la Meran & Co. ist wohl vorbei…
Die ss16 – besonders breit ist sie nicht. Ich muss mich auf jeden einzelnen, der mich überholt, verlassen.
Vor lauter Konzentration auf die Straße bin ich heute wiedermal kaum zum fotografieren gekommen, hoffentlich wird das in den nächsten Tagen anders.
Na ja, nun bin ich ja quasi an der Adria, habe das Meer allerdings noch nicht gesehen, aber da werden sich in den nächsten Tagen bestimmt viele Möglichkeiten ergeben…Im Moment trennen mich noch 800m vom der Küste.
Das Wetter heute: konnte sich sehen lassen. Den ganzen Tag über um die 25 Grad und meist sonnig, abends zieht es sich wieder zu aber es gibt keinen Regen…
Ich habe übrigens schon über die Hälfte der Strecke abgerissen und ich frage mich, ob ich in den nächsten Tagen nicht mal ein Ruhetag einschieben sollte, immerhin machen das die Jungs bei der Tour de France auch – Regenerationsphasen sind essenziell!
Etappenplanung vorm Zelt
Abendessen gibt’s auf dem Campingplatz (mit dem passenden Namen „Camping Adriatico“): Tagliatelle al ragú
Toller Start heute morgen, erst der Downhill vom Campingplatz in die Stadt, dann der Kampf durch die morgendliche Rush-Hour von Verona Richtung Süden. Der Geruch von Abgasen, öffnende Cafés, zur Arbeit eilende, elegante Italiener, und das ganze in der aufgehenden Sonne – das liebe ich…
Erste Pause nach 30 Kilometern…
Als ich aus der Stadt raus war, verlief die Etappe eigentlich recht unspektakulär. Die Po-Ebene hat kulturell und landschaftlich natürlich nicht soviel zu bieten wie die Alpen, dafür fällt das Vorankommen leichter. Ein Lüftchen weht hier auch, aber lange nicht so stark und aus wechselnden Richtungen.
Wäre doch vielleicht auch mal ’ne Unterkunft?..
Zwischendurch treffe ich auf eine alte Bekannte – die Etsch! An ihrem Ufer fahre ich fast 40 km auf einem schönen Radweg auf dem Damm entlang.
Radweg an der Etsch
Ansonsten geht die Route heute viel über Landstrasse. Der Geruch von frisch gemähtem Gras und der von Kuhstall geben sich hier im norditalienischen Flachland die Klinke in die Hand. Zwischenzeitlich mache ich richtig Tempo – macht wirklich Spaß, wenn es so läuft aber nach einer Pause will es dann gar nicht mehr, schlechter Straßenbelag und Wind lassen mich nicht viel schneller als 18km/h werden. Wie unterschiedlich das oft ist.
Langweilig aber stellvertretend für diese Etappe – flaches Land und einsame Dörfer
Knapp Hundert Kilometer sind es bis Ferrara und wenn nichts schiefgeht, müsste ich morgen die Adria erreichen. Bein CheckIn am Campingplatz sieht es nach Regen aus, aber bis 19:30 ist noch nichts runtergekommen, um acht kommt sogar nochmal die Sonne raus – ansonsten muss das Zelt halt mal zeigen, was es drauf hat:-)
In Ferraras Vororten denke ich: das muss England sein!
Wo ich abends mein Essen herbekomme, muss sich irgendwie noch ein bisschen einspielen. Die Restaurants öffnen meistens so gegen 19-19:30, für mich viel zu spät, da sitze ich ja schon im Zelt und blogge. Dann lieber die Supermarktrunde und Zeltessen….
Zum Abendessen gibt’s heute Pizza Siciliana, eine der leckersten Pizzen seit langem! Der kleine Junge am Nachbartisch bekommt eine Calzone mit Parmaschinken darüber, die größer ist als sein Kopf – unglaublich, ob er sie wohl schafft? …er hat sie nicht geschafft und Papa isst weiter;-)
Passenderweise muss ich mir eine Pizza Siciliana bestellen…
Nachdem ich die Alpen hinter mir habe, überlege ich, was ich an Gewicht abwerfen kann. Ein Langarmtrikot mit kaputtem Reisverschluss hab ich schon entsorgt. Das Buch über die Via Claudia Augusta habe ich auf dem Campingplatz von Verona gelassen. Dort stand ein Regal „Take a book, leave a book“. Nun, jemand der die umgekehrte Richtung fährt, wird sich vielleicht freuen. (*Spaß Modus an) Genommen habe ich mir dafür den Hardcover Moby Dick, 3 limitierte Sonderausgaben von Stephen King, und natürlich den Comedyband: Immer das Lächeln bewahren…(*Spaß Modus aus).
P.S.: Weil alle fragen, was mein Fuss macht: Anscheinend hat sich wegen Überbeanspruchung ein Muskel-(ansatz) auf dem unteren Schienbein entzündet und schmerzt seitdem dumm rum, seit heute kann ich allerdings eine Besserung feststellen, eine kleine, aber wenn es pro Tag 10% besser wird, bin ich zufrieden. Beim Fahren merke ich es gar nicht, nur abends, wenn ich noch ein paar Schritte laufe. Vielleicht ist ja ein Arzt unter Euch, der mir genau sagen kann, was es ist;-)
Autofahrer aufgepasst: in jeder kleinen Ortschaft stehen diese netten Geräte herum…Ich feu mich auf die Dusche heute…